Retrogott & Hodn: Deutsch-Rap-Sieger-Besieger


Mit ihrem neuen Album „Kontemporärkontamination“ retten Retrogott & Hodn einmal mehr die deutschsprachige Rap Musik. Am 6. April kommen die beiden gemeinsam mit Eloquent ins Münchner Feierwerk. 

Zugegeben: Retter des Deutsch-Rap klingt arg pathetisch. Wie der Slogan zum Benefizspiel Abou-Chaker- gegen Remmo-Clan. Doch in Zeiten, in denen das Genre neben ohnehin grassierender Misogynie und Homophobie auch noch Antisemitismus und Rassismus zur Schau stellt, ist Rettung nötiger denn je. "Ihr macht nicht Rap auf Deutsch, sondern Deutsch auf Rap" kommentiert dies ein Kölner MC auf seinem neuen Album lakonisch. Retrogott nennt sich der Mann oder auch Kurt Hustle, kurz Huss. Gemeinsam mit DJ und Producer Hulk Hodn bildet er seit Anfang der 2000er die unwiderstehlichste und wichtigste Hip-Hop-Kombo des Landes. "The best thing to Hip-Hop since drum machines". Mindestens. Das Debüt der beiden, damals noch als Huss & Hodn, hieß "Unprofessionelle Musik" und erschien 2005 beim eigenen Label Iced Out Pimmel Records. Mehr muss über Wortwitz, Genre- und Industrie-Verdrossenheit der beiden eigentlich nicht gesagt werden. Damit die Seite voll wird, aber noch ein paar Sätze zur Musik: "Jazz und Funk sind die Basis" ihrer Lieder – nachzuhören in Hulk Hodns brillanten BoomBap-Beats, in Loops und Samples die gerne auf die 90er, die goldene Ära des Hip-Hop, referenzieren. Golden wurde dieses Jahrzehnt, weil sich Bands wie A Tribe Called Quest, Gang Starr oder The Roots nicht nur von großspurigen Party-Erzählungen lösten, sondern sich auch auf die musikalischen Wurzeln des Hip-Hop in eben jenen Genres besannen. Retrogott und Hodn wiederum besannen sich zudem auf eine andere Grundzutat des Hip-Hop: den Battle-Rap. Die dort üblichen Crew- und Schwanzvergleiche persifliert der Retrogott mit Lines wie "alle ficken immer so viele Frauen / dass ich mich wunder / wenn ich welche auf der Straße seh" aufs Vortrefflichste. Das neue Album "Kontemporärkontamination" kommt textlich aber besinnlicher daher. In Zeiten in denen rechtes Gedankengut täglich salonfähiger zu werden scheint, legt der Retrogott den Finger mal wieder mit deutlich mehr Nachdruck in die braun suppende Wunde. Musikalisch aber nichts Neues: Hooks und Flows sind wie immer on point und die Beats wie immer vom Feinsten. Einziger Feature-Gast auf "Kontemporärkontamination" ist Eloquent. Der Wiesbadener MC fügt sich mit großartigen Parts nahtlos ins Gesamtbild ein und wird auch auf der anstehenden Tour dabei sein.


Egal mit welcher Begleitung, egal ob im kleinen King Georg zu Hause in Köln oder auf den großen Hip-Hop-Festivals – live zerlegen Retrogott & Hodn jede Bühne. Und verkaufen jede Venue in Windeseile aus. "Jetzt willst du ein Feature / oder sagst ich sei Sellout" hör ich den Retrogot aus der Ferne. Wenn Ihr diese Zeilen aus nächster Nähe hören wollt und beim Ticket-Drop zu langsam wart – ein paar Restkarten gibt die Abendkasse wohl noch her oder irgendeine Ticketbörse oder ein soziales Netzwerk. Gebt alles, Leute. Es wird groß werden. "Lang und hart" bestimmt auch.

für: superpaper