Benjamin Fröhlich: Rude Collection


Benjamin Fröhlich, einer der beiden Gründer und Betreiber des Münchner Labels Permanent Vacation, veröffentlicht eine Sammlung seiner „Rude Movements“-EPs. Die „Rude Collection“ erscheint am 18. Januar.

„Nicht nur, aber doch fast ausschließlich“ habe er in den letzten Jahren auf Permanent Vacation veröffentlicht, erzählt mir Benjamin Fröhlich bei einem kleinen Spaziergang durchs Glockenbach-Viertel. „Wo auch sonst“, grinst er. Wir laufen Richtung Gärtnerplatz und kommen dabei an einem Laden für dänische Luxus-Möbel vorbei. Früher hat Benjamin hier den kleinen Plattenladen Play Records betreiben: „Den Laden habe ich insgesamt sechs Jahre gemacht. Dienstag und Donnerstag waren die schönsten Tage, da kamen die neuen Platten und danach die Leute, um zu hören, was es gibt“, sagt er. „Es war ein guter Ort, um Freunde und Leute aus der Münchner Musik-Szene zu treffen oder kennenzulernen.“

Während dieser Zeit gründete er gemeinsam mit Tom Bioly auch das Label Permanent Vacation. Als ersten Release kompilierten die beiden 2006 unter anderem Tracks von Kelley Polar, Trulz & Robin und Antena. „Antena kannten wir von Cosmic Mix-Kassetten, wussten aber nicht wer dahintersteckt“, erzählt Benjamin. „Als wir dann rausgefunden haben, dass es sich um eine fast vergessene Band aus den Achtzigern handelt, war für uns klar, dass wir die nochmal releasen wollen.“ So veröffentlichten die beiden 2006 das Album „Camino Del Sol“ von 1983 neu und Joakim bescherte dem Label mit seinem Remix des Titeltracks einen ersten Club-Hit.



Zwölf Jahre später ist Permanent Vacation nicht mehr wegzudenken aus der Welt der elektronischen Tanzmusik. Für ihre gefeierten Compilations graben die beiden mittlerweile nicht mehr nach vergessenen Perlen, sondern bitten um Exklusiv-Tracks und Künstlerinnen und Künstler wie Todd Terje, Roisin Murphy oder Perel liefern gern. Zahlreiche international renommierte Acts sind mit und bei Permanent Vacation groß geworden: Mano Le Tough, Lake People oder Pollyester, um nur einige zu nennen. Das musikalische Spektrum reicht dabei von glückseliger Balearika und glitzernd funkiger Disco bis zu hypnotischem Tech- und Deep-House. „Als wir mit dem Label angefangen haben, war Minimal gerade das große Ding, aber es war schon zu spüren, dass die Leute auch wieder mehr Lust auf Melodien und vielschichtigere Instrumentierung hatten. Tom und mir ging das auch so, was vielleicht auch ein bisschen an München liegen mag. In der Stadt gab es ja traditionell eine große Affinität zu Disco und Cosmic und das hat bestimmt auch ein bisschen auf uns abgefärbt“, erzählt Benjamin. „Ausgehend davon hat sich über die Jahre ein spezifischer Label-Sound entwickelt, der viele Musikrichtungen umfasst, aber einen gemeinsamen Vibe hat.“


Das gleiche gilt auch für Benjamins eigene Produktionen. Auf der „Rude Movements“-Serie, die er nun gesammelt neu veröffentlicht, verbindet er Synthie-Pop, House, Ambient und Breakbeat zu extrem tanzbarer Electronica. Die Kollektion umfasst vier EPs, die seit 2016 erschienen sind, einen neuen Track und vier bisher unveröffentlichte Remixe von Axel Boman, Terr, Cooper Saver und Yannick Labbe. „An den Songs hatte ich schon ziemlich lange rumgeschraubt, aber es hat eben gedauert bis ich letztendlich damit zufrieden war und sie veröffentlicht habe“, erzählt Benjamin noch bevor wir uns verabschieden. „Die Collection schließt damit eine Phase von Produktionen ab, an denen ich die letzten Jahre gearbeitet habe. Das will ich nochmal feiern, aber dann geht es auch gleich weiter: Mein erstes Album ist im Grunde fertig und wird in jedem Fall auch noch in diesem Jahr erscheinen.“ 


für: superpaper