Stine Omar und Max Boss a.k.a. Easter haben am 5. Oktober ein wunderbares Konzert in den Münchner Kammerspielen gegeben. Davor habe ich sie getroffen – beim Nudelessen.
Die Geschichte, wie sie sich kennenlernten, haben Stine und Max schon oft erzählt: Stine lief Mitte der 2000er auf Klassenfahrt durch Berlin, sah Max durch ein Imbiss-Fenster Nudeln essen und setzte sich dazu. Die nächsten 14 Stunden haben die beiden gemeinsam verbracht und danach angefangen Videos zu drehen und Songs zu schreiben. Über Nudeln, Pilze und die Abgründe hinter digital polierten Oberflächen. Ihr Band-Projekt nennen sie zunächst Euroshit dann Easter, und der langsame, fast stoische Sprechgesang über der reduzierten Instrumentierung macht ihren Sound von Anfang an zu etwas Besonderem. Hinzu kommt ein scheinbar müheloses Gespür für die richtige Balance aus düsteren Beats und catchy Melodien. Stine und Max schreiben einen Underground-Hit nach dem nächsten und werden mit ihrer Verschmelzung von Musik, Kunst und dissoziativen Texten zu einer der wichtigsten Stimmen der digital sozialisierten Generation.
Nun sitze ich mit den beiden in der Münchner Maxvorstadt bei einem Teller Ramen. Ausgesprochen leckeren Ramen, wie sie finden. Am Abend werden Easter in den Kammerspielen eines ihrer seltenen Konzerte geben. Es ist nicht ihr erster gemeinsamer Ausflug nach München, erzählt Stine, aber es wird ihr erstes Konzert sein. Davor werden die beiden eine Folge ihrer Mystery-Kurzfilmserie „Sadness is an Evil Gas Inside of Me“ zeigen. Die Serie, in der u.a. Britta Thie und Lars Eidinger mitspielen, gibt es schon seit 2015. Gezeigt wurde sie seither aber nur bei seltenen, ausgewählten Gelegenheiten. „Das ist schon ungewöhnlich für uns, sonst haben wir ja alles sofort online rausgehauen“, sagt Max. Etwa die Videos zu ihren Songs, die die beiden stets selbst drehen. Bei der Serie wollten sie es anders machen – besonderer. Durch ihre Anwesenheit bei den Screenings sollte außerdem eine gewisse Unmittelbarkeit bestehen bleiben. Ihre Videos produzieren die beiden als Easterjesus Productions und die Assoziation mit dem gekreuzigten Körper Christi ist auch beim Bandnamen durchaus erwünscht. Ob sie wüssten, dass dieser Gekreuzigte seit dem Frühjahr in jedem öffentlichen Gebäude in Bayern hängen müsse, frage ich noch. Ungläubiges Lachen und Kopfschütteln: „Nein“, meint Max schließlich, „aber das finden wir dann natürlich gut.“
Nun sitze ich mit den beiden in der Münchner Maxvorstadt bei einem Teller Ramen. Ausgesprochen leckeren Ramen, wie sie finden. Am Abend werden Easter in den Kammerspielen eines ihrer seltenen Konzerte geben. Es ist nicht ihr erster gemeinsamer Ausflug nach München, erzählt Stine, aber es wird ihr erstes Konzert sein. Davor werden die beiden eine Folge ihrer Mystery-Kurzfilmserie „Sadness is an Evil Gas Inside of Me“ zeigen. Die Serie, in der u.a. Britta Thie und Lars Eidinger mitspielen, gibt es schon seit 2015. Gezeigt wurde sie seither aber nur bei seltenen, ausgewählten Gelegenheiten. „Das ist schon ungewöhnlich für uns, sonst haben wir ja alles sofort online rausgehauen“, sagt Max. Etwa die Videos zu ihren Songs, die die beiden stets selbst drehen. Bei der Serie wollten sie es anders machen – besonderer. Durch ihre Anwesenheit bei den Screenings sollte außerdem eine gewisse Unmittelbarkeit bestehen bleiben. Ihre Videos produzieren die beiden als Easterjesus Productions und die Assoziation mit dem gekreuzigten Körper Christi ist auch beim Bandnamen durchaus erwünscht. Ob sie wüssten, dass dieser Gekreuzigte seit dem Frühjahr in jedem öffentlichen Gebäude in Bayern hängen müsse, frage ich noch. Ungläubiges Lachen und Kopfschütteln: „Nein“, meint Max schließlich, „aber das finden wir dann natürlich gut.“
Nach der Nudelsuppe verabschieden Max und ich uns erst einmal von Stine. Die beiden wurden früher, als sie noch die gleiche Frisur trugen, öfter für Geschwister gehalten. Dass zwischen ihnen auch jenseits etwaiger optischer Ähnlichkeiten eine außergewöhnliche Verbindung besteht, merke ich an diesem Tag an kleinen Blicken und Gesten: Beim Aufgeben der Bestellung, beim späteren Besprechen der „essentials“ ihres Auftritts oder bei dieser kurzen, aber doch intensiven Verabschiedung. Viele Worte brauchen die beiden nicht und auch räumliche Trennung scheint ihrer Verbindung nichts anzuhaben. Bevor Stine nach Berlin gezogen ist, haben sie zwischen Deutschland und Norwegen zusammengearbeitet. Einige der Easter-Songs seien in Stines Heimat Oslo und auf den Lofoten-Inseln entstanden, wo er sie ab und an besucht habe, erzählt Max. Wir sitzen mittlerweile im Auto und fahren zur Tennisanlage im Olympiapark. Tennis spielt Max seit seiner Kindheit. Gerne mehrmals wöchentlich, sofern es mit der Partnersuche klappt. Seltsam eigentlich, dass Stine nicht spielt, denke ich, als Max auch schon erwähnt, dass Stine tatsächlich Angst vor Bällen habe.
Nach einer Stunde Training auf ansprechendem Niveau geht es weiter in den Münchner Osten. Natürlich will ich Max auch einen meiner Münchner Lieblingsorte zeigen: den Container unseres Community Senders Radio 80000. Auf dem Weg erzählt er, dass Easter ihre Sendung im Berlin Community Radio schon länger nicht mehr regelmäßig machen. Die Bindung an das Studio und die Live-Übertragung habe für die beiden nach einer Weile nicht mehr so viel Sinn gemacht. Er widme sich lieber ausführlich einem Thema, produziere etwas und stelle das dann online. Wie etwa seine Hörspielversion des deutschen Science-Fiction-Films Echtzeit von Hellmuth Costard und Jürgen Ebert. Bei Radio 80000 macht Max aber dennoch eine kleine Live-Studio Session. Mit Shoutout an Stine versteht sich. Die holen wir im Anschluss ab und fahren zum Soundcheck in die Kammerspiele. Hier klappt nicht alles gleich, der Techniker ist nicht mehr vor Ort. Stine und Max – übrigens immer noch in Tennis-Klamotten – scheint das aber nicht weiter zu stören, sie warten geduldig ab, wirken sehr entspannt und bei sich.
Am Abend geben die beiden dann eines ihrer vielleicht besten Konzerte, wie sie mir im Anschluss verraten werden. Natürlich ist die kleine Kammer 3 restlos ausverkauft. Und natürlich hält es die Gäste nicht lange auf der Bestuhlung, die für das Screening der Serie im Saal belassen worden war. Stine wirft sich während der Performance oft auf die Knie und stellt mit eindringlichen Blicken, kurzen Fragen und Ansagen immer wieder den Kontakt zum Publikum her, während Max ruhig über die Bühne wandert und zwischendurch den Laptop bedient. Eine sehr minimale aber unheimlich präsente Bühnenshow, die in Verbindung mit ihrem hypnotischen, manchmal träge wirkenden Sound einen eigenwilligen Sog entwickelt. Einen Strudel aus Nähe und Distanz, der immer intensiver wird, bis die beiden nach gut einer Stunde ohne Zugabe unter großem Applaus abgehen.
Bilder: Nena Jägersberger. Mehr Bilder