Am 03. Juni gastiert Annika Henderson mit ihrer Band Exploded View im Werkraum der Kammerspiele. Das Vorprogramm bestreiten die Leipziger Post-Rocker Warm Graves.
Annika Henderson ist Journalistin, Autorin, Fotografin und Filmemacherin. Vor allem aber ist sie Musikerin. 2010 debütiert sie mit Ihrem Soloprojekt „Anika“ auf Stones Throw Records. Produziert hat das Album Portishead-Mastermind Geoff Barrow, dessen Projekt BEAK Henderson später auch als Sängerin begleitet. Auf ihrem Debüt covert sie große Songs der 60er, etwa von Skeeter Davis, Bob Dylan, den Kinks oder Yoko Ono, und übersetzt sie in eine eigenwillige Mischung aus minimalistischem Post-Punk, Krautrock, Electronica und Dub. Ihr kühler und distanzierter Gesang erinnert an Nico und ähnlich wie bei der deutschen Sängerin von Velvet Underground, ist es der Akzent der Deutsch-Britin der ihrem Gesang eine besondere Prägnanz verleiht. Das Album schlägt ein und in der Folge arbeitet Henderson etwa mit Michael Rotter, Yann Tiersen oder Kreidler zusammen.
2014 spielt Anika eine Tournee in Mexiko und mit der eigens zusammengestellten Backing-Band, bestehend aus den Musikern Martin Thulin, Hugo Quezada und Amon Melgarejo, ergibt sich eine Dynamik, die die vier festhalten wollen. So nehmen sie in einem Studio in Mexiko-Stadt das selbstbetitelte Debüt von Exploded View auf, das 2016 auf Sacred Bones erscheint. Alle Songs werden als First Take und mit Raummikros eingespielt und so wird jedes Geräusch und jedes Rutschen über den Gitarrenhals Teil des Albums. Trotz Drones und tiefer Bässe flackert der Sound immer wieder deutlich heller auf, als der von Anikas Soloprojekt. Auch live sind Improvisation, Experimentierfreude und die möglichst große Distanz zu einem vorgegebenen Skript gleichsam Leitmotiv wie Inspirationsquelle der Band um die charisamatische Sängerin.
Für ihr erstes Konzert in München haben sich Exploded View mit dem Werkraum der Kammerspiele einen herrlich intimen Rahmen und mit den Warm Graves eine wunderbare Vorband gewählt. Und eine wunderbar-passende. Denn auch wenn das Trio aus Leipzig eine konträre Herangehensweise verfolgt, erzeugt ihr Sound eine ganz ähnliche Stimmung wie Exploded Views klirrende Free-Pop-Collagen. „Ships Will Come“, das bisher einzige Album der Warm Graves aus dem Jahr 2014 ist ein Konzeptalbum, das inhaltlich eng mit dystopischer Science-Fiction-Literatur verknüpft ist. Entsprechend überlassen die Drei auch musikalisch nichts dem Zufall. Ihr düsterer Post-Rock lebt von treibend-repetitiven Percussions und breiten Orgelteppichen – vor allem aber vom Gesang: Die Leadvocals übernimmt ein eher dezent und zurückgemischt eingesetzter Chor dessen erhebenden Hooks einen traumwandlerischen Bann erzeugen. Live kommen die Warm Graves ohne Ansagen und Pausen aus, sie reihen ihre Songs wie Bausteine an- und ineinander.
Für: superpaper