LeRoy: Bambadea

Munich‘s own and finest Elektro Slacker hat es wieder getan. Und zwar flott. Binnen Jahresfrist hat LeRoy sein zweites Album vorgelegt – Bam! Bam! „Bambadea“ erscheint Mitte November bei Schamoni Musik. Deren Label-Chef Belp denkt derweil über eine Klage gegen die bayerische Landeshauptstadt nach.

Erst ein Jahr ist es her, dass wir an selber Stelle LeRoys Debüt „Skläsh“ euphorisch gefeiert haben. Nicht aus Lokalpatriotismus und beileibe nicht als einzige. Skläsh ging durch die Decke. National und international. Der britische Guardian führte LeRoy als „new band of the week“ und immer wieder war gar von „Munich‘s Underground“ zu lesen – einer Wortkreation, die im deutschsprachigen Raum bestenfalls als Lehrbeispiel für ein Oxymoron durchgehen würde.

Denn mit München verbinden Erika und Max provinzielle Selbstreferenzialität, turbokapitalistische Selbstoptimierung und blasierten Größenwahn. Schillernd in die Welt getragen werden diese Eigenschaften vom FC Bayern, der CSU, dem Münchner Baureferat, Sandy Meyer-Wölden und dem Rest der Käferzelt Trachten-Schickeria. Schamoni Label-Chef Belp veranlasste dieses Image jüngst dazu, eine Schadenersatzklage gegen die Stadt anzustrengen oder zumindest medienwirksam zu erwägen. Denn das landläufige München Bild, so Belp, mache es unmöglich, mit moderner Popmusik über die Stadtgrenzen hinaus glaubwürdig zu erscheinen, was wiederum für ihn und andere Kunst- und Kulturschaffende geschäftsschädigend sei. Bam! Bam!

Ob diese Klage-Erwägung nun ein kleiner PR-Stunt ist oder tief empfundenes Selbstmitleid – sie hat jedenfalls eine breite Diskussion angestoßen, die sich weniger um eine Imagekampagne, als um Freiräume für Kunst und Kultur dreht. Das ist wichtig und gut. Die Off-Szene hat es schwer im beschaulichen Millionendorf. Das liegt natürlich an der Stadt, der Politik, den Preisen, aber vielleicht auch ein bisserl an der Szene selbst. Denn die hat ausgerechnet in München oftmals ein Problem, das eigentlich so gar nicht dem bayerischen Naturell entspricht: Es ist ihr nicht Wurscht, was die anderen denken. Sie will Untergrund und Popstar gleichzeitig sein. Plattenbau-Credibilty versprühen, aber doch bitte nicht außerhalb des Mittleren Rings. Frei nach dem berühmtesten Münchner Subkulturellen kommt eben auch subversive Kunst nicht vom Wollen sondern vom Können und Machen.

Freuen wir uns also, dass LeRoy da ist und die subkulturelle Fahne hochhält. Und natürlich die von Schamoni Musik. LeRoy kann! Bam! Bam! Auch der zweite Schuss trifft mitten auf die Zwölf, zwischen die Augen und direkt in den Hypothalamus. War Skläsh ein schelmischer Ritt durch die Genres, eine Tour de Force der Popmusikgeschichte, ist Bambadea deutlich geradliniger - deshalb aber nicht minder kreativ und im Spiel mit Dualität vielleicht noch ausgereifter. LeRoy führt analoge und elektronische Sounds, schimmernde Synthieflächen, verwaschene Samples und Field-Recordings zu einem wundervollem Lo-Fi-Jazz zusammen; getragen von genialer Musikalität und feinem Gespür für Songs und Beats. Im Gesamtbild strahlt Bambadea eine melancholische Wärme aus, die so gar nicht zum Titel passen mag. Vielleicht mehr E als U – aber es sind ja auch schwere Zeiten. Nicht nur für die Subkultur und nicht nur in München.

Kein Spaß: LeRoy radelt durch München. Foto: Sophie Wanninger


Der Release von Bambadea wurde auf den 02. Dezember verschoben; Belp und seine Leidensgenossen gehen dem Problem mit dem Münchner Image im Rahmen der Veranstaltungsreihe „MonokulturMünchen. Autopsie einer Stadt“ in der Favorit-Bar auf den Grund. Jeden Mittwoch und noch bis 5. Dezember!



für: superpaper