Bellevue di Monaco: Auf die Jugend

Am ersten Weihnachtstag findet in der Roten Sonne ein Benefizabend zu Gunsten des Bündnisses Bellevue di Monaco statt. Mit dabei sind LeRoy, Pollyester und viele mehr.

Weit vor der großen Flüchtlingswelle (Lawine, as Schäuble puts it) und der Entdeckung des bayerischen Gutmenschen am Münchner Hauptbahnhof ging aus dem Umfeld der Goldgrund Aktivistinnen und Aktivisten die Idee zum Bellevue di Monaco hervor. An alt bekanntem Goldgrund – den zur Zeit größtenteils leer stehenden Häusern der Müllerstraße 2 bis 6 – soll ein Integrations- und Begegnungszentrum für junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund entstehen. Neben Wohnmöglichkeiten ist auch Raum für Kultur, Beratung und ein selbstverwaltetes Café vorgesehen. Das Gebäude-Ensemble aus den 50ern wurde Anfang 2013 von prominenten Affen teil-renoviert, um denen im Baureferat zu demonstrieren, dass es außer Abriss und Luxusbau auch noch die Alternative gibt, halbwegs bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt zu erhalten.


Mit Erfolg: Den Goldgrund Aktivistinnen und Aktivisten um Kinseher, Hildebrandt, Scholl und Co. gelang es, die Häuser und den benachbarten Bolzplatz an der Glockenbachwerkstatt vor dem Abriss zu retten und dem Gärtnerplatzviertel die Nachbarschaft weiterer Investoren und Lexus-im-Flur-Parker zu ersparen. In der Folge entstand die Idee, aus den Häusern das Wilkommenszentrum Bellevue di Monaco zu machen um der Abschottung und Gettoisierung Geflohener entgegenzuwirken. Anfang 2016 beginnen die Sanierungsarbeiten, in die auch die Erlöse des Soli-Abends in der Roten Sonne fließen werden.

Das Programm, das Euch dort erwartet, ist besser als Weihnachten, Zuckerfest, Rosch Haschana und Vesakh zusammen: Neben DJ Sets von Bartellow, Kitt Bang, DJ Kaputt und Sonnes own and finest Upstart, gibt es Live Performances von Pollyester und LeRoy. Zwei Münchner Acts, die in diesem Jahr mit großartigen Alben rund um den Globus für Begeisterung gesorgt haben. Pollyesters  glitzernde „City of O.“ habe ich Euch im Februar bereits wärmstens ans Ohr gelegt; ein gutes halbes Jahr später erschien LeRoys Solodebüt „Skläsh“ – ebenfalls auf Münchens heißestem Label Schamoni Musik.

Dieser LeRoy, a.k.a. Leroy Schlimm, hat in  den letzten Jahren mit großartigen DJ Sets und Edits, aber auch mit seinen Bandprojekten Rhytm Police und Das Hobos schon haufenweise Lobsticker im Klassenbuch gesammelt. Auf „Skläsh“ scheint er sich nun auch noch vorgenommen zu haben, ein wenig Ordnung in sein Kinderzimmer zu bringen. Da werden alte Hendrix Platten abgestaubt, Drachenfiguren neu bemalt und H. P. Lovecraft Bücher im Regal nach Farben sortiert. Ist erst einmal alles an Ort und Stelle jagt LeRoy die Süße der Jugend sogleich durch die verschiedensten musikalischen Referenzrahmen. Ein bisschen Kitsch und Intimität formal entgrenzt und dekontextualisiert – mit der Ordnung muss man es ja auch nicht übertreiben! So schlawinert sich LeRoy durch Krautrock, Funk, Folk-, Lofi- und Indiepop und vermischt das Ganze mit diversen Field Recordings, dumpf hallendem Gesang, Ambient Flächen und analogen Beats und Instrumenten. Den musikalischen Chronisten gibt er dabei mit ordentlich Pop Instinkt und DIY Sensibilität. Seine Art die Dinge zu verdrehen macht den Sound trotz aller Vielfalt ungeheuer eigenständig und zeitlos und „Skläsh“ zu einer der besten und innovativsten Elektroplatten der letzten Jahre.

LeRoy live - ohne Band - in der Praxis Dr. Schamoni

Beim Soli-Abend in der Sonne spielt LeRoy live mit Band. Alle Acts haben sich indes bereit erklärt für Spesen aufzutreten. So kann fast die ganze Eintrittskasse in das Projekt Bellevue Di Monaco eingebracht werden. Zudem wird die Rote Sonne einen guten Teil Ihres Barumsatzes drauflegen – trinkt also ruhig mal ein paar Gin Tonic mehr!


für: superpaper