Miao, Katopazzo, weltweit gefeierte Releases von Munk,
Hotlane, Junior & Baumon und Black Loops, eine neue und schon wieder vergriffene Ausgabe des Amore
Poster Magazine und natürlich der 15. Geburtstag, der am 03. Juni an den
Münchner Kammerspielen gefeiert wird: Gomma ist 2015 mal wieder überall und in
aller Munde. Eigentlich nichts neues, wie der Blick auf die vergangenen 15 Jahre zeigt:
Ende 1999 gründeten die beiden Freunde Mathias "Munk“ Modica
und Jonas „Telonius“ Imbery Gomma, ein Label, das nicht nur ein Podium für
Musik sein sollte, sondern auch Grafik, Kunst und Mode mitdenken wollte. Musikalisch
schwebte den beiden das vor, was Ende der 90er sonst kaum stattfand: Clubsound mit
Songstrukturen jenseits von House und Techno. Um den Anschein zu erwecken, dass
hinter Gomma mehr steckte als zwei 19 jährige Münchner Burschen, gaben sich
Mathias und Jonas zunächst verschiedene Pseudonyme, erfanden öffentlichkeitswirksame
Geschichten und erschufen Kunstfiguren. Anfang des neuen Jahrtausends war es so
Leroy Hanghofer, ein Schwarzer, der wegen Kokainhandels im Knast saß und auf
Freigang Musik produzierte, der mit einem der ersten Gomma Releases von sich
reden machte. Aus dem Stand schaffte es Leroy in alle relevanten Magazine, wie beispielsweise
die de:bug, wo die Single als „absolute Killerplatte […] trashig, funky und
cool“ gefeiert wurde.
Ein Jahr später kamen Mathias und Jonas bereits ohne Alter
Ego aus und kompilierten den ersten Gomma Albumrelease, die Anti NY Compilation,
unter eigenem Namen. An der Entstehung dieser Platte waren zahlreiche Protagonisten
der New Yorker Kunst- und Musikszene beteiligt und so kamen die beiden auch mit
James Murphy und Tim Goldsworthy in Kontakt, die gerade DFA Records gegründet
hatten. Ein Label, das in den nächsten Jahren zahlreiche große Acts wie The
Rapture oder LCD Soundsystem herausbringen und als Synonym für den Electroclash
der 2000er in die Musikgeschichte eingehen sollte. Gomma brachte in der Folge einige
der DFA Acts erstmals auf europäische Bühnen und kollabierte auch sonst munter
mit der New Yorker Crew.
Mathias und Jonas spielten noch häufiger
in den Staaten als ohnehin schon und die Gomma Platten verkauften sich vor
allem international wie warme Semmeln. Im Jahr 2004 war James Murphy schließlich
auch am ersten Munk Album beteiligt, mit dem die Zeit der Kunstfiguren
endgültig beendet war. Kurz darauf signte Gomma die dänische Electropop Band
WhoMadeWho, die lange Jahre funkelndes Aushängeschild des Roasters sein sollte
und die Bekanntheit des Labels national wie international nochmal auf eine neue
Ebene hob. Mit Acts wie Moullinex oder Mocky entkam
Gomma in den folgenden Jahren immer wieder der Enge der Clubs; die Qualität
blieb dabei auf und neben dem Dancefloor auf einem konstant hohen Level. Heute
umfasst der Gomma Katalog rund 160 Singles, Sampler und Alben, die verschiedenen
Stilrichtungen zugeordnet werden können aber immer über einen ähnlichen, sehr
eigenen Pop-Appeal verfügen.
Der Name Gomma (italienisch für Gummi) sollte der
Vorstellung Ausdruck verleihen, sich innerhalb eines Labels permanent neue Formen und musikalische
Referenzrahmen zu erschließen. Gomma hat in den letzten 15
Jahren geliefert und war in der Umsetzung dieser Idee beispielhaft für viele,
die nachfolgten oder nachzogen. Das alles mit einem subkulturellen Impetus, der
sich auch und gerade im Artwork, in Videos, Fanzines, Katalogen und zugehörigen
Ausstellungen niederschlug. Die Geburtstagsfeier am 03. Juni an den Münchner Kammerspielen
würdigt dementsprechend das Gesamtkunstwerk Gomma und stellt Arbeiten der
Grafiker Thomas Kartsolis und Mirko Borsche aus, die den Gomma Look
von Anfang an geprägt haben. Musikalisch geht es mit Barotti, Obalski,
Alixander III, Manuel Kim, Black Loops, Rhode & Brown und Munk in die
Vollen.
für: superpaper