Ein Interview mit Freunden fürs Superpaper:
Im Januar ist der irische House Produzent Shit
Robot zu Gast bei Farbe am Morgen im
Kong. Das frohgelaunte Format ist nun
seit über einem Jahr fester Bestandteil der Münchner Partyszene – höchste Zeit
also, dass wir uns mal mit Damnitsdisco, den
beiden Residents und Bookern von Farbe am
Morgen unterhalten:
Superpaper: Ihr spielt ja neuerdings überwiegend maskiert – darf ich Euch
trotzdem mit echten Namen ansprechen oder machen wir so ne Daft Punk, MF Doom
Nummer?
Bernie: Das war die
Idee von unserem Management, wir machen heute mal ne Ausnahme. Hehe. Du spielst an
auf den Maskenball in der Wilden Renate
und die Release Party von Piere Henry
im Pathos – da konnten wir uns
natürlich nicht verschließen. Masken tragen wir aber sonst nur privat.
Superpaper: Warum auch - Eure gute
Laune überträgt sich genauso ungefiltert aufs Publikum und auch euer Sound ist
mit nem Schmunzeln versehen. Ihr spielt Discohouse, was in München ja in einer
gewissen Tradition steht..
Bernie: Naja, klar hat
München mit Moroder & Co da eine Tradition
aber für mich persönlich war das lange Zeit mehr historischer Fakt als im
Nachtleben wirklich spürbar. Wir sind doch eher in der Minimal Wüste groß
geworden und München war für mich – vor allem nach dem Aus der Registratur – lange Zeit eine Minimal
Stadt. Das war schon auch so der Negativausgangspunkt. Dass man da wieder was
anderes machen wollte. Musik, bei der man sich auch an einzelne Höhepunkte oder
Tracks erinnert und nicht nach Hause geht und denkt „ich hab jetzt eigentlich
die ganze Nacht Kling Klong gehört“.
Hannes: Und außer
Kling Klong ist auch dieses Bierernste nicht unser Ding. Uns ist wichtig, dass da
immer ein Augenzwinkern mit dabei ist. Einfach ein Schuss Ironie – auch sich
selbst gegenüber. Dass man sein Ego mal zu Hause lässt und einfach Spaß hat.
Superpaper: Das setzt ihr mit Damnitsdisco ja wunderbar um. Seit wann spielt
Ihr denn schon unter dem Namen zusammen und wie kams dazu?
Hannes: So seit vier,
fünf Jahren. Ein gemeinsamer Freund hat uns vorgestellt mit den Worten: „Ihr
zwei werdet euch verstehen“ – und so war´s dann auch. Musikalisch wie auch
persönlich. Wir haben dann immer öfter zusammen gespielt. In verschiedenen
Bars, im Funkhaus, in der Blumenbar, im Hanoi... Da haben wir dann
auch angefangen, Leute aus unserem Freundeskreis zu booken.
Bernie: Die Dickso Partys im Hanoi waren im Grunde die ersten eigenen Veranstaltungen und das
wollten wir gerne weiter ausbauen.
Superpaper: Habt ihr dann auch gemacht. Mit der Farbe am Morgen im Kong.
Bernie: Genau. Da kommt
dann auch noch ein Dritter in Spiel – der Niklas. Der hat im Rahmen seiner
Bachelor Arbeit im Grafikdesign das Konzept für Farbe am Morgen geschrieben und eben den Namen und so ne Art
Corporate Design entwickelt. Mit diesem Konzept und unseren ersten Bookings
haben wir dann einen regelmäßigen Abend im Kong
bekommen.
Hannes: Die
Initialzündung dafür war so ein bisschen, dass Filburt mit dem ich mal in der Renate
gespielt hatte, uns angeschrieben hat, ob wir mit ihm irgendwo in München einen
Gig machen wollen…
Superpaper:
Womit wir schon beim Booking wären. Ich hab so das Gefühl, ihr habt es
geschafft, bisher ausschließlich eure persönlichen Lieblingsacts zu booken.
Bernie: Ja genau. Es
ist sehr schön, sich da nicht zu irgendwas verpflichtet zu fühlen. Wir haben
bisher nur Leute gebooked, die wir gerne in München sehen wollten. Joakim beispielsweise wollte ich selbst
unbedingt mal wieder spielen sehen.
Hannes: Für mich ist es
einfach auch spannend, die Leute kennen zu lernen. Und das Fazit war bisher immer,
dass die Leute, die wir wegen ihrer Musik sehr schätzen, auch charakterlich
super nett waren. Die Musik ist ja immer irgendwo Sparte und vielleicht macht das
auch den persönlichen Umgang so angenehm.
Superpaper: Shit Robot schnuppert nun aber schon ein bisschen raus aus der
Sparte.
Hannes: Ja, es schadet
natürlich auch nicht, hier und da nen „Namen“ im Booking zu haben aber das
steht keinesfalls im Vordergrund. Shit
Robot macht Musik die wir super finden und das wars dann auch schon. Da
wollen wir einfach konstant sein. So dass die Leute uns vertrauen und dann auch
kommen, wenn sie den Namen aufm Flyer mal nicht kennen.
Bernie: Und Shit Robot passt natürlich dennoch voll
rein. Der stand lange auf unserer Wunschliste und wir freuen uns, dass es nun
geklappt hat. Gerade auch für die erste Veranstaltung im neuen Jahr.
Superpaper: Erzählt doch mal noch ein bisschen über Euren Label Background. Bei
Lewd and Loud gabs 2013 den ersten Release, Hannes?
Hannes: Ja, die zweite
Platte ist auch fertig. Vertrieb steht auch – müsste also demnächst rauskommen.
Sind wiederum einige Freunde von uns vertreten: Bartellow und Einer Weniger
zum Beispiel. Die Platte geht ein bisschen mehr in Richtung Disco House.
Superpaper: Also auch ein bisschen leichter festzumachen, so vom Sound her –
die erste war ja relativ vielschichtig.
Hannes: Ach ja, war
halt noch eine Dubstep Nummer drauf. Also die neue wird auf jeden Fall ein
bisschen heller, vielleicht fröhlicher. Wir wollen das aber durchaus weiter so
handhaben, dass wir uns da nicht irgend ne Richtung vornehmen.
Superpaper: Bernie – Antime: Sowieso ein Kaleidoskop, sag ich jetzt mal.
Bernie: Hehe. Ja, das
triffts ganz gut. Sowohl musikalisch als auch räumlich. Ein buntes Kollektiv
vormals niederbayerischer Mundartmusiker. Es sind tatsächlich alles Freunde aus
Jugendzeiten. Deshalb kommt da mittlerweile auch recht unterschiedlicher Sound
zusammen. Da macht eigentlich jeder sein Ding und Antime ist eben der gemeinsame Nenner, oder das Dach überm Kopf –
wie Du magst.
Superpaper: Kommt was Eigenes?
Hannes: Ja - hätten wir
auf jeden Fall Bock, aber ist zeitlich einfach schwierig im Moment.
Bernie: Mal schauen,
was das neue Jahr so bringt.
Superpaper: Letzte Frage: Ihr spielt ausschließlich mit Vinyl. Moralische
Überzeugung? Besser für die Oberarme? Politikum?
Bernie: Ach. Soll
jeder machen wie er will – solang das gut ist. Ich persönlich komm einfach
nicht klar mit MP3 Listen und so weiter.
Hannes. Für mich ist
das einfach ein strukturierendes Element. Masse überfordert mich eher und in
der heutigen Zeit, wo von allem viel zu viel da ist, ist es schön sich selbst
einfach ne Grenze zu setzten und seinen Koffer so zu packen, dass man mit den
60 Platten dann eben klarkommt in der Nacht.